Wer die Energiewende voranbringen will, muss die Stromnetze ausbauen und dafür viele Milliarden Euro investieren – so lautet das Credo der Bundesregierung. Viele Bürger sind von der Richtigkeit dieser These überzeugt. Aber hält dieses Argument einer genauen Überprüfung stand? Der Verein Erneuerbare Energien für Schotten (EES) hatte Dipl. Ing. Wolf von Fabeck eingeladen, sich mit dieser These auseinanderzusetzen.
Wolf von Fabeck ist der Geschäftsführer des Solarenergie – Fördervereins Deutschland e.V. und seit langen Jahren ein engagierter Verfechter des Ausbaus erneuerbarer Energien. Bereits mit Solaranlagen auf 70% der geeigneten Dach- und Fassadenflächen und Windenergie auf 15 % der geeigneten Wald- und Ackerflächen lasse sich der Stromverbrauch in der Bundesrepublik Deutschland seiner Auffassung nach decken.
Ein Problem dabei sei allerdings, dass das Niederspannungsnetz, das die Energie zu den Haushalten transportiert, von seiner Kapazität her begrenzt ist und nicht immer alle dezentral vor Ort erzeugte Energiemengen aufnehmen kann. Immer öfter wird der Anschluss von Solaranlagen deshalb vor allem in Süddeutschland von Netzbetreibern abgelehnt. Dazu kommt, dass die Sonne nur unregelmäßig scheint und der Wind nicht immer weht, so dass eine kontinuierliche Stromversorgung nicht gewährleistet ist.
Die großen Energiekonzerne haben eine Lösung. Sie wollen Offshore Windanlagen in Nord- und Ostsee bauen, Gaskraftwerke mit Erdgas aus Russland errichten, Desertec Wüstenstrom aus Nordafrika importieren und die Energie in riesigen Pumpspeicherwerken in Norwegen zwischenlagern. Hierfür braucht man natürlich große Stromnetze, die in ihrer Dimension die uns heute bekannten Hochspannungsleitungen nochmals übersteigen. Alternativlos ist das nach Meinung der Bundesregierung. Der Bürger hätte nichts gewonnen. Die Abhängigkeit von den großen Konzernen bleibt, eine Bürgerbeteiligung ist nicht vorgesehen, an den bekannten Strukturen ändert sich nichts und die Stromkonzerne können das Projekt beliebig verzögern.
Um hier gegenzusteuern müssen nach Auffassung des Solarenergie-Fördervereins die dezentralen Speicher ausgebaut werden. Wenn jeder, der Solarstrom erzeugt, einige Bleibatterien in seinem Keller stehen hat, kann dort in der sonnenreichen Mittagszeit ein Teil des erzeugten Solarstroms zwischengespeichert und dann in das Stromnetz eingespeist werden, wenn er gebraucht wird. Für Windkraftanlagen, die in das Mittelspannungsnetz einspeisen, müssten größere Energiespeicher vorgesehen werden, z.B. Natrium-Schwefel-Batterien, um auch hier einen der Nachfrage angepassten Stromfluss zu gewährleisten. Dazu ist allerdings eine Förderung der Speichertechnologie erforderlich, die bei etwa 19 ct. pro Kilowattstunde liegen müsste.
Ob nicht ein Elektroauto ebenso gut als Speicher dienen könnte, wollte ein Teilnehmer der gut besuchten Veranstaltung wissen. Nach Auffassung von Fabecks ist das nicht verkehrt, aber weniger gut geeignet, da die Fahrer eines Elektroautos im Interesse jederzeitiger Fahrbereitschaft auf eine geladene Batterie Wert legen würden.
Der von der Vorsitzenden des EES Jutta Kneißel vorgebrachte Einwand, dass bereits jetzt die Förderung des Solarstroms als zu hoch angesehen wird –Wirtschaftsminister Rösler will ja deshalb den Zubau an Solaranlagen auf 1.000 Megawatt pro Jahr begrenzen – wurde aus dem Teilnehmerkreis zurückgewiesen. Dabei wurde auf die vielen Milliarden Subventionen verwiesen, die von der Bundesregierung in den Ausbau von Kohlekraftwerken und Atomkraft gesteckt wurden und auf die nicht absehbaren Kosten für die bisher ungelöste Entsorgungsfrage von Atommüll. Nur sind diese Subventionen dem Steuerzahlern nicht ersichtlich, weil sie aus dem allgemeinen Topf kommen. Die Solarstromumlage aber zahlt jeder Kunde mit seiner Stromrechnung.
Mit Hinweis darauf, dass dies Thema in absehbarer Zeit mit einem Referenten der OVAG weiterverfolgt werden soll und Dank an Wolf von Fabeck endete dieser sehr gelungene Abend.