Neue Qualität in der Heckenpflege – Rohstoff für das Nahwärmenetz der Stadt Schotten (2017)

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Klimaschutzmanager Peter Glasstetter – EES-Vorsitzende Jutta Kneißel – Bauhofleiter Jochen Wöllner

„Die Heizung des Nahwärmenetz soll mit Holzhackschnitzeln betrieben werden“ beschlossen vor knapp drei Jahren die politischen Gremien der Stadt Schotten. „Nachdem diese Entscheidung gefallen war, fragten wir uns woher wir diesen Rohstoff beziehen sollen“ erläuterte der Leiter des Bauhofes Jochen Wöllner. „Sollen wir ihn einkaufen oder uns auf unsere eigenen Ressourcen besinnen.“ Inzwischen wird das Nahwärmenetz mit dem Schnittgut aus der landschaftlichen Heckenpflege beschickt, eine bisher bundesweit einzigartige Lösung. Der Verein erneuerbare Energien für Schotten (EES) und Schottens Klimaschutzmanager Peter Glasstetter hatten zu einer Informationsveranstaltung in den Vortragsraum des Vulkaneums eingeladen.

„Ohne Heckenpflege würden die kommunalen Wege und Straßen allmählich zuwachsen. Bisher wurde diese Aufgabe vor allem von den Jagdgenossenschaften mehr oder weniger regelmäßig wahrgenommen“, so Wöllner. „Holzernte und Heckenpflege waren für uns Neuland. Sie wurden noch nie in Eigenregie durchgeführt.“ So musste zunächst geklärt werden, welche Bestände auf der Schottener Gemarkung nutzbar sind und wie lange sie reichen, wie die Logistik organisiert werden kann und welche zusätzlichen Investitionen notwendig sind.

Zunächst entwickelte der Bauhof mit modernster Hard- und Software ein Heckenkataster. In einer Google-Earth-Map sind die Bestände markiert. Sie reichen für 40 Jahre, um die jetzige Anlage zu betreiben ohne den Zuwachs zu berücksichtigen. Auf dieser Grundlage wurde ein systematischer Pflege- und Bewirtschaftungsplan erstellt. Als oberstes Ziel wird eine weiträumige und strukturreiche Agrarlandschaft mit einer Vielfalt an Lebensräumen z.B. für Vögel und andere Tiere unter Beachtung des Naturschutzes angestrebt. Gute und schwierig zu erreichende Strukturen ob an Bachläufen oder befestigten Wegen müssen gleichermaßen gepflegt werden. Regelmäßig sollen Zuwachs und zu erwartende Erträge erhoben werden. Nicht zu unterschätzen ist die Logistik: wo und durch wen soll das Material zu Holzhackschnitzeln verarbeitet und zu den Lagerflächen und später zur Heizung gebracht werden? Beim Hacken arbeitet der Bauhof mit einem externen Unternehmen zusammen weil das billiger ist als eine eigene Maschine anzuschaffen. Der Abtransport zum Lagerplatz erfolgt mit eigenem Gerät wie auch von dort zur Heizzentrale. Deren Bunker wurde hoch genug gebaut, damit das Material abgekippt und anschließend hinein geschoben werden kann. Bei den neuen Investitionen wurde auf Synergieeffekte geachtet. So lassen sich die neu angeschafften Fahrzeuge für die Winterdiensträumung, bei Hebebühnenarbeiten und diversen Transportaufgaben einsetzen.

Angeschlossen an das Nahwärmenetz sind das Vulkaneum, das Altenheim der Schottener Sozialen Dienste, der Kindergarten, das Freibad, die Stadtverwaltung, die Festhalle, das Jugendhaus, der Bauhof und ein privates Wohnhaus. „Freibad und Altenheim ermöglichen uns den Betrieb im Sommer“, so Bauhofleiter Wöllner. Wir hätten noch weitere Kapazitäten z.B. für das anliegende Hotel. Und Material genug, um in der Großgemeinde weitere Nahwärmenetze zu betreiben.