Wetterextreme wie Orkane und Hochwasser nehmen weltweit zu. Schottens Ortsteil Sichenhausen wurde in diesem Sommer gleich dreimal durch Schlammlawinen nach Starkregenfällen in Mitleidenschaft gezogen. Wüstengebiete breiten sich aus und die Pole schmelzen. Unser Klima ändert sich. Das ist unbestritten. Aber was sind die Ursachen? Sind es natürliche Phänomene wie sie die Erde in ihrer langen Geschichte immer wieder erlebt hat? Oder ist der Klimawandel von Menschen verursacht? Der Klimaexperte Dr. Ing Jonathan Köhler vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe informierte auf einer sehr gut besuchten Veranstaltung im Historischen Rathaus interessierte Bürgerinnen und Bürger über Ursachen und Folgen des Klimawandels. Der Verein Erneuerbare Energien für Schotten (EES) hatte ihn eingeladen.
Der Klimawandel werde durch den Anstieg der Temperatur in der Atmosphäre verursacht, so Jonathan Köhler. Allerdings habe es in der Erdgeschichte immer wieder wärmere und kältere Perioden gegeben. Blickt man auf die Zeit von 1000 bis 1900 n.Chr., so bewegten sich die Klimaschwankungen um einen Mittelwert von plus/minus 0,5 Grad Celsius. Das lässt sich anhand von Eiskernbohrungen nachweisen. Von 1900 bis 2000 stieg die Durchschnittstemperatur aber um fast 1 Grad Celsius mit bis heute steigender Tendenz. Seit 1999 gab es in Deutschland acht der zehn wärmsten Jahre seit den Wetteraufzeichnungen vor 100 Jahren. Eine Schätzung für 2100 geht von einem weiteren Anstieg um 1,7 Grad Celsius aus. Es könnten aber bis zu 6 Grad Celsius und mehr werden. Die Ursachen werden vor allem auf den Anstieg der CO2-Emissionen um mehr als 40 Prozent seit 1750 zurückgeführt, also dem Beginn des industriellen Zeitalters.
Nun werde manchmal diskutiert, dass die Folgen des Klimawandels überzeichnet werden. Bei einem ist sich die Wissenschaft inzwischen weltweit einig. Mehr als 2 Grad Celsius werde zum weiteren Abschmelzen der Pole führen. Viele Küstengebiete, Inseln oder ganze Länder wie Bangladesch würden durch den Anstieg des Meeresspiegels überschwemmt. Wetterextreme nähmen zu. Unser Öko-System werde sich verändern. Es werde Wanderungen von Tieren und Pflanzen geben. So könnte bei uns die Fichte aussterben und die Buche dominant werden.
Seit dem letzten Jahr gibt es das Klimaschutzabkommen. Darin wurde vereinbart, die CO2-Emissionen weltweit ab 2030 nicht weiter ansteigen zu lassen – mit unterschiedlichen Vorgaben für einzelne Länder. Kohle und Erdöl müssten dann in der Erde bleiben. Die industrielle Produktion, der Verkehr auf dem Land, in der Luft und auf See müssten zukünftig ohne fossile Brennstoffe auskommen. Es dürften nur noch Niedrigenergiehäuser gebaut und alleine in Deutschland müssten Millionen Gebäude energetisch saniert werden. Was heißt das für uns, wurde gefragt. Müssen wir unseren Wohlstand aufgeben, weil andere Länder wie Indien, Lateinamerika, Russland und auch China pro Kopf viel weniger CO2 erzeugen als wir? Was ist mit den Ländern die von der Erdölförderung leben?
In der sehr lebhaften Diskussion wurde zunächst der Ruf nach der Politik laut. Natürlich könne und müsse sie Standards setzen, die beispielsweise den CO2-Ausstoß von Autos begrenzen. Aber es ist nicht nur die Politik. Immer mehr Menschen kaufen bei uns immer größere Autos wie SMUVs. Auch Marktmechanismen wie Umweltzertifikate können helfen. Dafür müssten sie allerdings teurer werden. Wir brauchen mehr erneuerbare Energien. Aber an vielen Orten verhindern Bürgerinitiativen den Ausbau von Windrädern, weil sie befürchten, damit werde die Landschaft verschandelt, während ganze Dörfer in den deutschen Braunkohlegebieten verschwinden und die Verstromung von Braunkohle als besonders umweltschädlich gilt.
Die Fakten sind bekannt und die möglichen Folgen des Klimawandel katastrophal. Aber ist die Menschheit überhaupt lernfähig wurde dann ganz grundsätzlich gefragt. Oder lernt sie nur bei großen Katastrophen wie Wirbelstürmen oder Kriegen und vergisst dann wieder ganz schnell? Eine Klimaschutzbeauftragte aus einer anderen Kommune sah das nicht ganz so pessimistisch. Man müsse ganz unten anfangen, um in der Politik etwas zu bewegen. Sie berichtete, dass ihre Kommune Mitglied in einem Arbeitskreis von 100-Prozent-Kommunen sei, die sich vollständig mit erneuerbaren Energien versorgen wollen. Da lerne einer vom anderen. So rege sie in ihrer Kommune Maßnahmen zur Gebäudesanierung an und koordiniere sie. Um sie jedoch gegenüber der Politik bei knappen Haushaltsmitteln durchzusetzen, bräuchte sie die Unterstützung von Bürgerinnen und Bürger. Andererseits müssten die Politiker auf den verschiedensten Ebenen den Menschen erklären, was für sie auf dem Spiel steht. Sie müssten sie bei ihren Maßnahmen beteiligen, damit sie ihre Einstellungen und vielleicht auch Lebensgewohnheiten verändern können. Das brauche allerdings seine Zeit. Schließlich seien riesige Investitionen über sehr lange Zeiträume notwendig, um den Klimawandel zu stoppen, so Klimaexperte Köhler abschließend. Aber daran läge auch eine Chance für neue Arbeitsplätze und zukünftigen Wohlstand. Auch Schotten habe seit kurzem gemeinsam mit Nidda einen Klimaschutzmanager, so die die Vereinsvorsitzende Dr. Jutta Kneißel. Vielleicht ließe sich mit ihm demnächst auch in Schotten mehr für den Klimaschutz bewegen.