Es hört sich ganz einfach an: Man installiere ein oder zwei Solarmodule auf dem Balkon, stöpsele einen Schuko-Stecker in die Steckdose und schon könne man den selbst erzeugten Solarstrom ernten. Damit verdrängt Sonnenenergie ein Stück weit den Bezug von Netzstrom. Das Haushaltskonto wird entlastet und die Umwelt profitiert. In Österreich, der Schweiz und in den Niederlanden sei diese Technik inzwischen weit verbreitet. Allein in den Niederlanden sind 200.000 dieser Minianlagen installiert. Wie man solche Kleinst-Anlagen wirtschaftlich betreibt, wie man sie installiert und welche juristischen Regeln dabei zu beachten sind erläuterte Diplom-Ingenieur Wolfgang Müller vom Solar Info Zentrum in Neustadt an der Weinstraße. Der Verein Erneuerbare Energien für Schotten (EES) und die Mittelhessische Energiegenossenschaft (MiEG) hatten ihn in das DGH Rainrod eingeladen – mit großer Resonanz. Fast 50 Interessierte waren gekommen.

Mit einer steckdosenfertigen Solaranlage mit einem oder zwei Modulen an der Außensteckdose kann man nach Müller nahezu die Grundlast des eigenen Strombedarfs decken. Bereits nach knapp sieben Jahren amortisiere sich eine solche Anlage, wenn man den Preis für den nicht bezogenen Strom des Stromerzeugers dagegen rechnet. Man könne die eigene Stromrechnung um ca. 25 Prozent reduzieren und sich von steigenden Strompreisen unabhängiger machen. Die Anlagen laufen ohne EEG (erneuerbares Energiegesetz). Sollte mehr Strom produziert als verbraucht oder gespeichert werden kann, plädierte der Experte für die unentgeltliche Eispeisung in das Stromnetz.
Müller hatte eine Mini-Anlage mitgebracht. Das Modul hat einen integrierten Mini-Wechselrichter. Der Modulrahmen ist als Montagerahmen ausgelegt. Dazu gibt es passende Halterungen. So kann das Modul problemlos an einer Balkonbrüstung, auf einem Dach oder auch aufgeständert montiert werden. Mitgeliefert wird eine Systemsteckdose für den VDE-gerechten Einbau. Tagsüber zu viel produzierter Strom könne in einen Kleinst-Akku eingespeist und dann nachts verbraucht werden. Der Experte präsentierte verschiedene Lösungen zum Festanschluss an das Hausnetz, für einen separat abgesicherten Einspeisestromkreis und zum Anschluss an den Endstromkreis über eine Steckdose. Auch für Mieter sei dies interessant. Und bei einem Umzug könnten die Module ausgebaut und in die nächste Wohnung mitgenommen werden.

Und so funktioniert nach Müller das „kleine Wunder“: Man suche sich für das eine oder die zwei Module einen sonnigen Platz im Garten, auf der Terrasse, am Balkongeländer oder an der Hausfassade, stecke den Stecker in die Steckdose und schon könne man selbst erzeugten Strom nutzen, sobald die Sonne scheint. Selbst wenn die Module nicht optimal vom Neigungswinkel und nach Süden ausgerichtet werden können ließen sich noch gute Erträge erzielen. Dazu zeigte Müller Fotos verschiedener Montagebeispiele. Auch für netzferne Gegenden wie Campingplatz, Schrebergärten, 3. Weltländer etc. sei die Technik sehr gut geeignet. Der so erzeugte Strom würde in einen Akku eingespeist und könne dann nach Bedarf verbraucht werden.
Eine Mini-Solar-Anlage ließe sich mit fachlicher Unterstützung in wenigen Augenblicken montieren, so der Experte. Seit Januar 2017 sei der Anschluss über die Steckdose auch in Deutschland nach einer vorläufigen VDE-Richtlinie zugelassen. Sie müsse allerdings beim Netz-Stromlieferanten angemeldet werden. Der würde ggf. den Zähler austauschen. Das koste zwischen 30 und 50 Euro. Die EES-Vorsitzende Dr. Jutta Kneißel und MiEG-Vorstand Diethardt Stamm werteten das Konzept als einen weiteren wichtigen Schritt hin zu einer dezentralen Energieversorgung.
Weitere Infos: www.balkonmodul.de