Was macht Sinn und was wird teuer?
Ab 2024 dürfen keine neuen Öl- und Gasheizungen mehr eingebaut werden. So sieht es jedenfalls eine Gesetzesinitiative des Wirtschaftsministers Habeck vor. 20 bis 30 Jahre beträgt die Lebensdauer einer Heizung. Was heute eingebaut wird feuert also bis 2050. Klimaschonend wäre das bei einer Öl- oder Gasheizung nicht. Will Deutschland doch bis 2045 klimaneutral werden und sollen die umweltschädlichen Emissionen bereits bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken. Wie auch immer die Gesetzesvorgabe letztlich aussehen. Es besteht Handlungsbedarf sowohl für den der neu baut als auch für diejenigen, die nachrüsten. Der Verein Erneuerbare Energien für Schotten (EES) lud den Gebäudeenergieberater Christoph Steinhäuser ein, damit er über Alternativen aufklärt. Und mehr als 40 Zuhörer*innen kamen, um sich zu informieren.
Auf jeden Fall sollte ein Heizungstausch einen Beitrag zum Erreichen unserer Klimaziele leisten. Doch welche Heizung passt zu meinem Haus? Reicht der Dämmzustand meines Hauses? Wie hoch ist die Heizlast? So summieren sich die Heizkosten im Vergleich eines unsanierten zu einem optimal sanierten Haus im Verlauf von 20 Jahren auf das Fünffache. Bevor man also die Heizung erneuert, sollte deshalb die äußere Gebäudehülle gedämmt werden. Ein Heizungsinstallateur sollte die Heizlast berechnen, damit die Heizung nicht überdimensioniert ist. Das war in der Vergangenheit bei den niedrigen Energiekosten fast immer der Fall. Die Heizlast hängt ab von der Wohnfläche, der Deckenhöhe, der Dämmung und der durchschnittlichen Außentemperatur während der Heizperiode.
Die Bundesregierung empfiehlt den Einbau einer Wärmepumpe bei Alt- und Neubauten. Das sind Heizungen, die mit Wärme aus der Umgebung heizen. Wärmequellen können hierbei die Umgebungsluft, die Erde oder das Grundwasser sein. Dabei wird die Luft/Wärmepumpe aus Kostengründen am häufigsten eingebaut. Die der Umgebung entzogene Wärme wird durch einen Verdichter weiter erwärmt und so für Heizzwecke nutzbar gemacht. Um die Wärme aus der Umgebung zu entziehen, wird Strom benötigt. Gut wäre die Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage und Batteriespeicher, da so die hohen Stromkosten gespart werden können. Eine Wärmepumpe kombiniert mit einer Fußbodenheizung ist eine ideale Kombination. Für Neubauten ist das sicher die beste Lösung. Doch bei der Nachrüstung in Bestandsbauten muss genau geprüft werden, ob diese Lösung sinnvoll ist. Kann das Haus alleine mit einer Wärmepumpe beheizt werden? Welche Vorlauftemperaturen sind erforderlich? Mit welchen Folgekosten muss ich rechnen? Gibt es eventuell Ärger mit den Nachbarn wegen der Außengeräusche durch den Ventilator der Wärmepumpe? Bei einer Vorlauftemperatur von über 50 Grad Celsius kann eine Wärmepumpe nicht wirtschaftlich betrieben werden, so Steinhäuser. Dazu sollte die Jahresarbeitszahl berechnet werden. Sie ist das Verhältnis von zugeführter Energie (also Strom) und abgegebener Energie (also Wärme).
Die richtige Planung spart hohe Folgekosten. Deshalb sollte vor der Entscheidung ein Energieberater hinzugezogen werden. Dieser betrachtet das Gebäude aus ganzheitlicher Sicht und empfiehlt zunächst notwendige Sanierungsmaßnahmen. Solche energetischen Verbesserungen verringern die Heizlast und die neue Heizung kann mit angepasster KW-Leistung eingebaut werden. Ein solcher Sanierungsfahrplan wird mit 80 Prozent der Kosten gefördert. Energetische Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle werden mit 15% von maximal 60.000.-€ bezogen auf je eine Wohneinheit bezuschusst.
Alternativen zur Wärmepumpe wären eine Pelletheizung, eine Gasheizung oder eine Ölheizung, die sinnvollerweise jeweils mit Solarthermie kombiniert werden sollten. Zu fragen ist natürlich nach den Kosten. Für eine Wärmepumpen-Heizung mit Photovoltaik sind zwischen 30.000 und 48.000 Euro einzuplanen, für eine Pellet-Solarheizung sind es zwischen 22.000 und 38.000 Euro. Bei einer Öl-Brennwert-Solarkombination liegt der Preis zwischen 14.000 und 24.000 Euro. Beide Heizungen ohne die Anschaffung eines Puffer- bzw. Kombispeichers. Soll nur der alte Kessel durch einen neuen Kessel ersetzt werde, sind die Investitionskosten etwas geringer. Am preiswertesten ist eine Gas-Hybrid-Heizung, also eine Gasheizung kombiniert mit einer Solaranlage, für die zwischen 8.000 bis 15.000 Euro zu veranschlagt werden muss.
Bei so vielen Informationen und Entscheidungsalternativen ist eine fachliche Baubegleitung durch einen Energieberater oder Architekten unerlässlich, um Fehlentscheidungen zu vermeiden. Dabei sollte die energetische Sanierung von Haus und Heizung auch im Einklang mit der Natur stehen, plädierte Steinhäuser zum Abschluss.