Ökologisch Häuser dämmen (2011)

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„Die billigste Energie ist die, die wir nicht verbrauchen“, so Geschäftsführer Stephan Kosch von der Zimmerei LKI, deren Spezialität energieeffiziente Häuser aus Holz sind. Ein weiterer Schwerpunkt ist die ökologische Wärmedämmung von Altbauten. Kosch: „Durch eine gute Dämmung lässt sich über 50 Prozent Heizenergie einsparen.“ Doch wie sieht es bei den Dämmmaterialien aus? Wie nachhaltig sind ihre Produktion und Wärmedämmungseigenschaften? Angesichts unseres riesigen Altbaubestandes waren das für den Verein „Erneuerbarer Energien für Schotten“ (EES) Gründe genug, um sich am praktischen Beispiel sachkundig zu machen. Gastgeberin war Ute Kirchgaesser aus Echzell-Bingenheim, die ihr altes Bauernhaus gerade umweltfreundlich sanieren und dämmen lässt.

Ein Bauernhaus wird ökologisch gedämmt

Das Niddaer Unternehmen wurde 1996 in Schotten gegründet. Als Meisterbetrieb aus dem Vogelsberg fühlt es sich der Fachwerk- und Holzbautradition unserer Region verbunden. So lag es nahe, den nachwachsenden Rohstoff Holz auch für die Dämmung von Geschoss- und Kellerdecken sowie der äußeren Gebäudehülle einzusetzen. Die speziellen Holzweichfaserplatten werden entweder direkt auf der Außenmauer und Decke oder auf einer Holzständerkonstruktion angebracht. Der dabei entstehende Zwischenraum wird anschließend mit Zellulose ausgeblasen.

Christoph Steinhäuser bläst die Hohlräume mit Zellulose aus

Die Gäste konnten die Elastizität dieses Werkstoffes selber anfühlen, nachdem Christoph Steinhäuser – ein lizensierter Zelluloseeinbläser – einen Hohlraum ausgeblasen und die Deckplatte zu Anschauungszwecken wieder demontiert hatte. „Zellulose kann Feuchtigkeit extrem gut aufnehmen und abgeben. Sie hat ein hohes Rücktrocknungsvermögen“, erläuterte er. Das sei eine wichtige Materialeigenschaft, um die warme Luft nach außen zu transportieren. Diese „diffusionsoffene“  Wärmedämmung habe denselben Effekt wie Gore Tex, das die Körperfeuchtigkeit durchlasse und Regen abhalte.

"Härtetest"

Als weitere positive Materialeigenschaften nannte Mitgeschäftsführer Leo Lintle die gute mechanische Belastbarkeit, den Brandschutz sowie den Schutz vor Schimmel und Feuchtigkeit. Die thermische Behaglichkeit ermögliche es, die Raumtemperatur um durchschnittlich 2 Grad Celsius abzusenken. Das alles seien erhebliche Vorzüge eines aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen Materials gegenüber der Wärmedämmung mit dem thermoplastischen Massenkunststoff Polystyrol, dessen Basis fossile Energieträgern seien. Die Langlebigkeit und  spätere stoffliche und thermische Verwertung seien ebenfalls sehr viel günstiger. Man knüpfe damit an alte Bauweisen an, als die Häuser noch mit natürlichen Werkstoffen gebaut wurden und Jahrhunderte Bestand hatten.

Die Geschäftsführer der Firma LKI Stephan Kosch und Leo Lintle mit der EES-Vorsitzenden Dr. Jutta Kneißel

Allerdings haben diese Vorzüge ihren Preis. Er liegt um etwa 30 Prozent höher als bei der herkömmlichen Dämmung mit Polystyrol. Preis und Unkenntnis dieser Alternativen mögen der Grund sein, dass in Deutschland diese Form der Wärmedämmung nur einen Marktanteil von ca. sechs Prozent hat. Aber mit steigender Tendenz, wusste Stephan Kosch zu berichten. Zum Abschluss gab er noch einen wichtigen Hinweis. „Dämmen sie zuerst Ihr Haus und sanieren Sie danach Ihre Heizung. Sie  kann dann niedriger ausgelegt werden und wird somit billiger.“ Schotten habe doch so viel Wald. Ließe sich da nicht noch mehr draus machen, überlegte die EES-Vorsitzende Dr. Jutta Kneißel laut. „Wir könnten doch mit unserm Holz nicht nur nachhaltig Energie erzeugen sondern auch einsparen.“ Eine Idee, die man weiter verfolgen sollte, fanden die Besucher und Zimmerer der Firma LKI.

Weitere Infos: www.zimmerei-lki.de