Mitten im Ortskern des Hungener Stadtteils Utphe liegt die denkmalgeschützte alte Schule, die später auch als Rathaus genutzt wurde, dann aber lange leer stand und zu verfallen drohte. Heute ist sie ein Schmuckstück des Ortes und ein Musterbeispiel für ein KfW Effizienzhaus 55. Das bedeutet, dass das Gebäude nur 55 % der Energie benötigt und dass der bauliche Wärmeverlust deutlich besser ist als in einem Referenzgebäude mit durchschnittlichem Energieverbrauch. Das seit Dezember 2023 bewohnte Gebäude konnte jetzt auf Einladung des Vereins Erneuerbare Energien für Schotten besucht werden.
Erworben wurde das Haus von der Zimmerei LKI, die bekannt wurde durch den Bau von Niedrigenergiehäusern in konsequent ökologischer Holzbauweise. Sie arbeitet aber ebenso erfolgreich im Feld der energetischen Sanierung. So wurde das Gebäude in einem ersten Schritt innen (oder außen?) mit einer 6 cm dicken Wärmedämmung aus gepressten Holzspänen versehen. In die Lücken, die in einem alten Haus immer auftreten wurde Isocell eingespritzt, ebenfalls ein Abfallprodukt von Holz. Dazu berichtete Stephan Kosch, einer der Geschäftsführer von LKI, dass der Dämmung eine Auseinandersetzung mit der Denkmalschutzbehörde vorausging, die aber letztlich seinem Argument eines besseren Klimaschutzes folgte. Auf dem Dach wurde eine Photovoltaikanlage mit 8 KWp integriert, die im Ton der Dachziegel gehalten ist und deshalb von außen kaum sichtbar ist.
Aufgrund der guten Wärmedämmung ist der Heizbedarf der sechs im Haus befindlichen Wohnungen minimal und der Einbau einer normalen Heizungsanlage wäre immer überdimensioniert. In Utphe wurde deshalb eine wartungsfreie Niedertemperatur-Elektro-Deckenheizung verbaut, die im Gegensatz zu traditionellen Heizungssystemen auch kein Wasser benötigt. Hierzu wurden Heizpowerfolien an der Decke angebracht, die mit Gipskarton verkleidet wurden und so von außen nicht mehr sichtbar sind. Die Heizung nutzt das älteste Prinzip der Wärmeübertragung, nämlich die Wärmestrahlung wie von der Sonne. Das führt zu einer hohen Behaglichkeit wie uns eine Bewohnerin versicherte. Zusätzlich wurde in jeder Wohnung ein Lufttauscher eingebaut. Dabei wird die Zuluft ausschließlich durch eine weggelassene Dichtung in einem Fenster und Spalten unter den Türen durch minimalen Unterdruck angesaugt. Die Abluft wird durch ein Rohr des Lufttauschers wieder ins freie geleitet.
Jetzt stellte sich die spannende Frage nach den Kosten: Die umfassende Sanierung des Hauses kostete ca. 700.000,00 €, die überwiegend mit Kredit finanziert wurden, wobei der Bauherr noch die Niedrigzinsphase der vergangenen Jahre voll ausschöpfen konnte. Von der KfW gab es einen Zuschuss in Höhe von … €. Außerdem kann die für denkmalgeschützte Häuser bestehende Sonderabschreibung von 90 % in 10 Jahren genutzt werden. Die Wohnungen werden zu einem Mietpreis von 11,00 € pro Quadratmeter vermietet. Für eine der Wohnungen mit 60 m2 fielen im ersten Abrechnungsmonat Dezember für Haushaltsstrom inkl. Heizung 140,00 € Stromkosten. Es ist davon auszugehen, dass die Kosten im Sommer noch niedriger sein werden, wenn die Photovoltaikanlage mehr Erträge liefert und der Wärmebedarf noch niedriger ist.
Die Teilnehmer der Besichtigung waren sehr beeindruckt und bedankten sich bei Stephan Kosch sehr herzlich für seine tiefgehenden Erläuterungen.