Solarstrom speichern – Betriebsbesuch beim Batteriehersteller Exide in Büdingen (2014)

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Zu Besuch bei der Firma EXIDE

Eine Photovoltaik-Anlage auf einem Einfamilienhaus produziert im Jahresdurchschnitt soviel Strom wie seine Bewohner verbrauchen. Bei weiter steigenden Strompreisen und sinkender Einspeisevergütung wäre der Eigenverbrauch eine kostengünstige Lösung. Das Problem ist jedoch, dass die Sonne z.B. in den Abendstunden nicht scheint. Der bei Sonnenschein produzierte Strom müsste zwischenzeitlich gespeichert werden, um ihn bei Bedarf nutzen zu können. Knapp 20 Mitglieder des Vereins Erneuerbare Energien und Interessierte informierten sich bei einem Betriebsbesuch des Batterieherstellers Exide in Büdingen über die Möglichkeiten von Batteriespeicher-Systemen.

Das Unternehmen produziert seit mehr als 100 Jahren Batterien. Das erste Auto – ein Elektromobil – wurde mit seinen Batterien angetrieben. Ende der 1940er Jahre verlegte die damalige Firma Sonnenschein ihren Firmensitz von Berlin Marienfelde nach Büdingen. Seit 1995 gehört sie zur amerikanischen Gruppe Exide Technologies. Am Standort Büdingen arbeiten heute mehr als 600 Mitarbeiter. Es werden 110 verschiedene Bleibatterie-Typen produziert und dazu 120 Tonnen Blei pro Tag verarbeitet. Das entspricht 6 LKW-Ladungen. Pro Jahr werden 1,15 Millionen Batterieblöcke gefertigt. Eine weitere Spezialität sind Überdruckventile für Batterien. Hier ist das Unternehmen Weltmarktführer mit 15,5 Millionen Ventilen pro Jahr. Außerdem ist in Büdingen der Forschungsbereich für die europäischen Standorte angesiedelt.

Nach diesen einführenden Informationen und einer Sicherheitsunterweisung wurden die Besucher in zwei Gruppen durch die Produktionshallen geführt. Sie bestaunten die Bleischmelze und die Pressung der hauchdünnen Bleigitter. Als Elektrolyt dient eine mit Säure versetzte Bleimasse – ein Gel. Dadurch kann die Batterie in jeder Position transportiert und aufgestellt werden. Die Säure wird nach Gewicht eingefüllt und die Batterie dann luftdicht verschlossen. In einem mit Wasser gekühlten Bad werden die Batterien aufgeladen. Sie erhalten eine individuelle Herstellungsnummer, die vor Produktpiraterie schützen soll. Nach einer Dichte- und Funktionsprüfung werden die Batterien verpackt und mit Robotern auf Palletten für den Abtransport gestapelt. Der Ausschuss beträgt nur 0,21 Prozent. Die Ventile, die die Gasentweichung aus der Batterie steuern, werden zu 100 Prozent geprüft. Hier beträgt der Ausschuss sogar nur 0,14 Prozent. Sollte ein Ventil undicht sein und Luft in die Batterie eindringen, ist sie Schrott. Die Recyclingquote beträgt für die Bleibatterie 99 Prozent. Dazu wird die ganze Batterie eingeschmolzen. Dagegen sind Lithium-Batterien Sondermüll. Für sie existiert kein Kreislauf.

Nach dem Betriebsrundgang diskutierten die Besucher mit Vertretern der Geschäftsführung über die Zukunft und Anwendungsmöglichkeiten der Bleibatterie. Sicherheit und ausgereifte Technik eröffneten vielfältige Anwendungsmöglichkeiten wie zum Beispiel in der Gefahren-Meldetechnik, für die Sicherheits-Stromversorgung, im Schienenverkehr, im Bergbau oder für Elektrofahrzeuge. Entsprechend den jeweiligen Anwendungsfällen gäbe es ein breites Spektrum verschiedener Batterietypen. Soll der Strom langsam eingespeist und wieder abgegeben werden oder als Hochstrom für kurze Überbrückungszeiten. Bleibatterien in einem Gabelstapler dienten zugleich als Gegengewicht.

Die speziell für Photovoltaik-Anlagen (PV) entwickelte „Sonnenschein-Batterie“ sei sehr zyklenfest (bis zu 3800 Zyklen bei 50 Prozent Entladetiefe). 1750 Zyklen würden für sieben Jahre garantiert. Sie habe ein sehr geringe Selbstentladungsrate und eine kurze Wiederaufladezeit. Sie brauche praktisch nicht gewartet werden. Außerdem seien die Batterien auf die Wechselrichter der beiden Marktführer abgestimmt.

Lohnt es sich denn bereits heute, in eine Batterie-Anlage für den Eigenbedarf zu investieren, wurde gefragt. Es sei noch grenzwertig. Bei weiter steigenden Strompreisen und fallenden Investitionskosten aufgrund zunehmender Stückzahlen wäre die Wirtschaftlichkeit schon bald gegeben. Inzwischen gebe es auch günstige Fördermöglichkeiten. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) unterstütze die Nutzung von stationären Batteriespeichersystemen in Verbindung mit einer Photovoltaik-Anlage. Sie gebe für neue Anlagen zinsgünstige Darlehen bis zu 100 Prozent der Nettoinvestition und einen Tilgungszuschuss von 30 Prozent. Das gelte auch für Nachrüstungen von PV-Anlagen, die nach dem 31.12.2012 in Betrieb genommen wurden. Allerdings verfüge das Fachhandwerk vor Ort noch nicht überall über das notwendige Know-How. Wie bei der Montage von PV-Anlagen werde sich das aber mit zunehmenden Anwendungsfällen verbessern. Exide sei als Batteriehersteller jedoch davon überzeugt, dass der Eigenverbrauch selbst erzeugten Stroms in den nächsten Jahren stark zunehmen werde und damit einen wichtigen Beitrag für die Energiewende leiste.