Bis zu 50 Prozent Trinkwasser lässt sich durch die Nutzung von Regenwasser einsparen. Darüber hinaus lassen sich Abwassergebühren sparen, wenn überschüssiges Regenwasser von versiegelten Flächen nicht in das Abwassersystem geleitet wird sondern auf dem eigenen Grundstück versickert. Die seit dem 1. Januar in Schotten geltende gesplittete Abwassergebühren-Ordnung hatte zahlreiche Zuhörer für das Thema interessiert. Auf Einladung des Vereins Erneuerbare Energien für Schotten (EES) erläuterte der Leiter des Umweltbüros Schotten Dr. Hans-Otto Wack Systeme zur Regenwassernutzung und -versickerung.
Regenwasser am eigenen Haus zu sammeln bzw. zu versickern anstatt es wegzuleiten diene auch der Umwelt so Wack, und sei in Hessen, sofern technisch möglich, vorgeschrieben. Versiegelte Flächen führten bei starken Regengüssen zu Hochwasser, weil die Abwasserkanäle das Wasser nicht mehr aufnehmen könnten. Außerdem sei dann die Reinigungsleistung der Kläranlagen bei den in Schotten vorherrschenden Mischwasserkanälen geringer, und der Abschlag an ungeklärtem Abwasser in die Bäche nehme zu. Würde das Wasser dagegen genutzt und versickert, könnten die Abwasserkanäle kleiner dimensioniert werden – die Kommunen sparten bei der Erschließung erheblich ein. Als Beispiele nannte er verschiedene Baugebiete, wo alles Regenwasser versickere. Solche Projekte seien zugleich eine Vorsorge für zukünftige Generationen, auch weil sie bei den Abwassergebühren geringer belastet würden. Eine Regenwasserversickerung würde zudem das Grundwasser anreichern. Angesichts der stetig fallenden Grundwasserspiegel sei dies eine wichtige Maßnahme. Schäden durch die Absenkung des Grundwasserspiegels aufgrund zu großer Wasserentnahmen für den hohen Trinkwasserverbrauch der Rhein-Main-Region könne man im Vogelsberg und im Hessischen Ried sehen, wo u.a. Eichenhaine regelrecht verdurstet seien.
Regenwasser nur für die Gartenbewässerung zu sammeln bringe jedoch nur geringen Nutzen und sei „ökonomischer Unfug“. Es sollte ganzjährig genutzt werden. Das Einsparungspotenzial liege im Privathaushalt bei ca. 50%, davon entfielen ca. 30% auf die WC-Spülung, auf die Wäsche ca. 13 Prozent, auf die Gartenbewässerung ca. 5 Prozent und auf die Reinigung ca. 2 Prozent. Nutze man Regenwasser für die Waschmaschine, könnten zudem bis zu 70 Prozent Waschmittel eingespart werden, da es weicher als Trinkwasser sei. Nun werde oft eingewandt, dass die Nutzung von Regenwasser Gesundheitsrisiken berge. Untersuchungen hätten aber ergeben, dass die Qualität von Regenwasser meist sehr viel besser sei als die Grenzwerte für Wasser in Badeseen. Feinkostsalate dagegen dürfen zehnmal so viele Kolibakterien enthalten wie im Regenwasser durchschnittlich gefunden werden.
Um das Regenwasser zu nutzen sollte man in eine langfristig gut funktionierende Technik investieren. Am Markt gäbe es z.B. ein Vielzahl billiger letztlich jedoch ungeeigneter weil wartungsintensiver Filtersysteme. Wack zeigte an verschiedenen Beispielen die Vor- und Nachteile und plädierte für einen Fallrohrfilter. Mit diesem senkrecht sitzenden, extrem wartungsarmen Feinfilter ließen sich bis zu 90 Prozent sauberes Regenwasser gewinnen und das Wasser mit Sauerstoff anreichern. Moos, Blätter und Insekten würden in die Kanalisation oder die Versickerung entsorgt. Auch andere Komponenten wie das Dach spielten für die Wasserqualität eine Rolle. So würden glatte Dachziegeln Schmutzablagerungen verhindern, die Filtersysteme verstopfen oder die sich in der Zisterne ablagern könnten.
Für die Sauberkeit des Wassers im Regenwasserspeicher sorgten Bakterien, die sich am Boden ablagerten. Diese auf Sauerstoff angewiesene Schicht dürfe man nicht „wegsäubern“. Eine Unterwasser-Druckpumpe, die mit einem im Tank schwimmenden Ansaugfilter verbunden ist, sauge das Wasser an der saubersten Stelle zum Gebrauch an, und habe einen vergleichsweise niedrigen Stromverbrauch. An verschieden Beispielen für ein Einfamilienhaus, für Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft erläuterte der Wasserspezialist die Funktionsweise der Technik. Sein wichtigster Ratschlag: „Nicht an der Technik sparen – billige Bauteile erzeugen meist erhebliche Folgekosten!“ Die Regenwassernutzung sei schließlich Teil der Gebäudetechnik und damit eine Investition für mehrere Generationen. Da lohne es sich in eine nachhaltig funktionierende Technik zu investieren, selbst wenn dies zunächst teurer erscheine. Mit der Kombination aus Regenwassernutzung und Versickerung tue man dann langfristig Gutes für die Umwelt und, da sich die Aufwendungen der Kommune dadurch vermindern, für das Senken der Abwassergebühren.