Das Unsichtbare sichtbar machen – Thermografie, eine Entscheidungshilfe für die energetische Sanierung (2017)

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Gebäudeenergieberater Christoph Steinhäuser

Es ist kalt geworden. Wir müssen mehr heizen. Doch aus vielen Wohnungen und Häusern entweicht Wärme und damit Energie nach draußen. Solche Energieverluste führen zu höheren Heizkosten und können zur Schimmelbildung und zu Nässeschäden führen. Wärmebrücken und schlecht gedämmte Bauteile sind dafür mögliche Ursachen. Sie lassen sich mit der Wärmebildkamera sichtbar machen. Auf Einladung des Vereins Erneuerbare Energien für Schotten (EES) erläuterte der Gebäudeenergieberater Christoph Steinhäuser den richtigen Einsatz der Kamera und wie Thermografie-Aufnahmen zu lesen sind.

Eine Thermografie bietet sich an für Personen, die einen Überblick über den energetischen Gebäudezustand ihres Anwesens bekommen möchten und damit eine Entscheidungshilfe für eine mögliche Sanierung. Schimmel oder Feuchte im Gebäude lassen sich auf ihre Ursachen zurückführen. Wer sein Haus verkaufen bzw. ein Haus kaufen will und dafür einen Energiebedarfsausweis benötigt erhält mit einer Thermografie zusätzliche Informationen über den energetischen Zustand des Objektes. Eine Wärmebildkamera kann auch genutzt werden, um nicht gedämmte Heizleitungen, ungedämmte Zirkulationspumpen, überlastete Steckdosen oder lockere Klemmen im Stromkasten aufzuspüren. Feuchte Stellen lassen sich lokalisieren, bemaßen und eingrenzen. Der Sanierungsaufwand lässt sich so reduzieren. Selbst in der Tiermedizin werden Wärmekameras zur Diagnose von Krankheitsherden eingesetzt bspw. um Entzündungen an den Hufen von Pferden zu erkennen.

Eine Thermografie braucht eine Temperaturdifferenz von mindestens 15 Grad Celsius zwischen innen und außen. Am geeignetsten für solche Aufnahmen ist deshalb die Zeit von November bis März. Je nach Intensität werden die Wärmeabstrahlungen in verschiedenen Farben wiedergegeben. Doch nicht alle Temperaturunterschiede sind Schwachpunkte. Ohne eine Temperaturskala auf der Aufnahme können die dargestellten Farben nicht bewertet werden. Jede Aufnahme sollte deshalb von einem speziellen Computerprogramm analysiert und von einem qualifizierten Berater erklärt werden. Der Kunde erhält dann einen Bericht mit den Bildern und Erläuterungen sowie Sanierungsempfehlungen.

An verschiedenen Thermografie-Aufnahmen zeigte Steinhäuser die unterschiedliche Wärmeabstrahlung der Bauteile von Häusern und erläuterte die häufigsten Schwachstellen. So führen schlecht oder gar nicht isolierte Heizleitungen, die in das Mauerwerk eingestemmt sind, Heizkörpernischen unter den Fenstern, durchgängige Fensterbänke, nicht gedämmte Geschossdecken, schlecht isolierte Gaubenbacken oder undichte Haustüren zu Wärmeverlusten. Schwachstellen in der Dämmung von Fassaden lassen sich ebenfalls erkennen. Ein häufiges Problem bei Fertighäusern ist die fehlende Abdichtung der Kellerdecke zu den darauf gestellten Wänden. Schimmel bildet sich vor allem bei falsch eingebauter Dampfbremse aber auch durch mangelhafte Lüftung. Ein Vierpersonen Haushalt produziert täglich 12 Liter Wasser. Die müssen durch bewusstes Lüften entsorgt werden. Das gilt auch für neue sehr gut gedämmte Häuser.

Abschließend erläuterte Christoph Steinhäuser mit welchen Maßnahmen sich solche Schwachstellen beheben lassen um zukünftig Energieverluste zu vermeiden. Sinnvoll sei es, eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufzustellen. Rechnet sich eine Maßnahme in drei Jahren oder erst in 30 Jahren? Grundsätzlich empfahl er einen Gebäudeenergieberater für die Mängeldiagnose hinzuzuziehen. Außerdem könne der Vorschläge für Sanierungsmaßnahmen machen, dafür Angebote einholen und Fördermaßnahmen empfehlen. Bei größeren Vorhaben empfehle sich eine fachmännische Baubegleitung.

Die Zuhörer waren von den vielen Beispielen und dem großen Praxisbezug sehr angetan, was die Vorsitzende des EES, Jutta Kneißel dankend hervorhub.