Mitgliederversammlung 2014 – Kritik an politischen Rahmenbedingungen

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Die Vorsitzende des EES Dr. Jutta Kneißel

BETZENROD – (sw). „Der Bereich regenerativer Energien ist stark gebeutelt von der Politik“, kritisierte Dr. Jutta Kneißel in ihrer Jahresübersicht anlässlich der Versammlung des Vereins Erneuerbare Energien für Schotten (EES) im Landhaus Appel. Nach dem neuesten Weltklimabericht der Vereinten Nationen sei die Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Prozent gegenüber dem Stand im Jahr 2000 unabdingbar, betonte die Vorsitzende. Ansonsten könne dem Anstieg der Meeresspiegel, dem Verschieben der Klimazonen, Dürren und Hitzewellen, der Versauerung der Ozeane und dem Tauen der Gletscher nichts Wirksames entgegengesetzt werden. Die EU-Kommission plane dagegen „einen Angriff auf die erneuerbaren Energien“ durch neue Leitlinien, wogegen sich auch der EES mit einer Resolution gewandt habe. Kritisch ging Kneißel zudem mit den Planungen der Bundesregierung ins Gericht. So bedeute das Auslaufen der Brennelementesteuer 2016 eine „faktische Steuerbefreiung für die Betreiber von Atomkraftwerken“.

Der EES wende sich auch gegen die Forderung nach Kürzung bei Wind-, Biomasse und Solaranlagen. Nicht zu akzeptieren sei, dass Betreiber von Ökostromanlagen zukünftig für den Eigenverbrauch eine Abgabe zahlen sollten, monierte die Vorsitzende, während die Großindustrie von der EEG-Umlage befreit bleibe.

Die erneuerbaren Energien hatten nach den Worten Kneißels im Jahr 2012 einen Anteil von 21 Prozent an der gesamten Stromerzeugung in Deutschland hinter der Braunkohleverwertung, aber vor der Steinkohle und der Kernenergie.

Im weiteren Verlauf ihres Rückblicks berichtete die Vorsitzende von mehreren gut besuchten öffentlichen Veranstaltungen mit fachkompetenten Referenten. Die Themenbereiche handelten vom richtigen Heizen mit Holz und verschiedenen Holzheizanlagen. Bei dieser Veranstaltung im Infozentrum auf dem Hoherodskopf konnten sich die zahlreichen Besucher über den „optimalen Ofen“ informieren. Die damalige SPD-Bundestagskandidatin Bettina Müller berichtete im Historischen Rathaus über bezahlbare Energie für alle. Der energiesparenden LED-Beleuchtung und Speichermöglichkeiten für Photovoltaikanlagen war eine weitere Veranstaltung gewidmet. Der Rainröder Pfarrer Dr. Peter Möser stellte das Klimaschutzkonzept der evangelischen Kirche vor, die Romröder Bürgermeisterin Dr. Birgit Richtberg in ihrer Funktion als Vorsitzende die Ziele, Projekte und Beteiligungsmöglichkeiten der Energiegenossenschaft Vogelsberg. Um die Lichtverschmutzung, „ein wenig beachtetes Problem“, ging es bei einem Vortragsabend mit Sabine Frank von der Initiative zum Schutz der Nacht im Biosphärenreservat Rhön. Neben dem Thema Wärmedämmung mit Naturfasern stand die dezentrale Regenwassernutzung und Versickerung vor dem Hintergrund der neuen gesplitteten Abwassergebühr mit Dr. Hans Otto Wack vom Umweltbüro Schotten im Mittelpunkt.

Kneißel wies auf eine Aufstellung des Bundeswirtschaftsministeriums hin. Danach verbrauchen die Haushalte zum Heizen mit rund 30 Prozent den höchsten Energieanteil vor Verkehr (28 Prozent), Industrie (26 Prozent) und Gewerbe (16 Prozent). In den Haushalten beanspruche die Erzeugung der Raumwärme drei Viertel des Energieverbrauchs. „Dämmaßnahmen sind daher besonders lohnenswert“, betonte die EES-Vorsitzende. Abschließend erwähnte Kneißel, dass die von allen EES-Mitgliedern betriebenen 23 Solaranlagen im vergangenen Jahr rund 380000 Kilowattstunden Strom erzeugt hätten, was dem Jahresverbrauch von 126 Durchschnittshaushalten entspräche. Im Rahmen erforderlichen Teilneuwahlen wurde Nick Hampel als Beisitzer in den Vorstand des 2007 gegründeten und 62 Mitglieder umfassenden Vereins aufgenommen. Als Veranstaltungstermine für die erste Hälfte des neuen Vereinsjahres kündigte Kneißel für den 9. Mai eine Betriebsbesichtigung in Büdingen an. Hierbei geht es um Speichermedien für Photovoltaikanlagen. Am 1. Juni soll die energetische Sanierung des Dorfgemeinschaftshauses in Eschenrod unter die Lupe genommen werden. Auch wolle sich der EES bei den Ferienbetreuung der Stadt Schotten mit einem Angebot einbringen.

Quelle: Kreis Anzeiger 10.04.2014