Dezentrale Energieerzeugung in Bürgerhand (2014)

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Der EES tritt der Mittelhessischen Energiegenossenschaft bei
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Vorsitzende Dr. Jutta Kneißel mit Vorstand Diethardt Stamm

Der Verein Erneuerbare Energien für Schotten (EES) ist jetzt auch Mitglied der Mittelhessische Energiegenossenschaft (MiEG). Diethardt Stamm, technischer Vorstand der MiEG stellte auf Einladung des EES das Konzept und die Strategie der Energiegenossenschaft im Hotel Haus Sonnenberg in Schotten vor.

Der ehemalige Leiter der Technikerschule Butzbach engagiert sich schon seit langen Jahren für die Energiewende. 1990 installierte er auf seinem Haus eine Photovoltaik-Anlage, die noch heute problemlos Strom produziert. Ende der 1990er Jahre baute er zusammen mit einer Gruppe Gleichgesinnter zwei Windkraft-Anlagen in Schotten-Betzenrod. In der Technikerschule schuf er einen neuen Studiengang für Energiefachleute. Und 2011 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der MiEG. Heute hat die Genossenschaft über 480 Mitglieder. Dazu gehören viele Bürger und Bürgerinnen, Bürgermeister, Kommunen, Umweltvertreter, Vertreter verschiedenster Parteien, Personen aus dem Bereich der regionalen Banken und Energiefachleute. Die Aktivitäten erstrecken sich über das gesamte OVAG-Gebiet. Der dreiköpfige Vorstand und die sechs Aufsichtsratsmitglieder arbeiten ehrenamtlich und kommen aus verschiedenen Fachrichtungen. Auf der jährlichen Genossenschaftsversammlung werde nach Köpfen und nicht nach Anteilen über die Dividende entschieden. Man könne sich auch an der Finanzierung von Anlagen beteiligen und erhalte dann 2,5 Prozent.

Sie wollen alle ihren Beitrag liefern für eine nachhaltige Energiewende. Nach Stamm sollte der Energiebereich „dezentral in Bürgerhand“ organisiert werden. Das führe zu einer regionalen Wertschöpfung. Energieeinsparung, Energieeffizienz, Kraft-Wärme-Koppelung, Energiespeicherung, moderner öffentlicher Personennahverkehr in Verbindung mit Carsharing und Elektroauto und die verschiedensten Formen erneuerbarer Energien sind für ihn die zentralen Handlungsfelder. Das würde auf mittlere Sicht nicht nur die Vormachtstellung der vier großen Energiekonzerne aushöhlen. Viele jetzt geplante Kohlekraftwerke und Überlandleitungen bräuchten dann erst gar nicht gebaut werden.

Bisher habe die MiEG in der Region 36 PV-Anlagen mit einer Leistung von über 1 Megawatt gebaut. Rund 100 Darlehensgeber und regionale Banken hätten dafür gut 2 Millionen Euro aufgebracht. Vorrangig wurden sie auf kommunalen Dächern wie Kindergärten, Rat- undBürgerhäuser oder Schulen installiert. Die Genossenschaft berate Kommunen und Einzelpersonen, sie vernetze verschiedene Projekte, auch wenn sie nicht von ihr selbst realisiert werden. Sie folge dem genossenschaftlichen Leitsatz aus dem 19. Jahrhundert: „Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele.“ Heute gäbe es in Deutschland bereits über 900 Energiegenossenschaften.

Kritisch setzte sich der Energiefachmann mit dem gerade vom Bundestag verabschiedeten Erneuerbaren Energiegesetz (EEG 2.0) auseinander. Das Privileg für Großverbraucher von Strom bliebe faktisch erhalten. Während der normale Stromkunde gegenwärtig 6,24 Cent Umlage pro Kilowattstunde bezahle, seien es bei stromintensiven Unternehmen nur 0,05 Cent. Es fehlten damit 5 Milliarden Euro, die die Umlage um 2 Cent für den Normalverbraucher verringern würde. Zwar blieben Kleinstanlagen für den Eigenverbrauch bis zu 10 KWp von einer EEG-Umlage verschont. Mietshäuser, die eine PV-Anlage für den Eigenverbrauch installierten, müssten dagegen die volle EEG-Umlage bezahlen. Eine größere Anlage z.B. auf dem Dach eines Kindergartens für den Eigenverbrauch rechne sich deshalb kaum noch. Interessant für Kommunen sei allenfalls, dass bei weiter steigenden Energiepreisen eine Preisgarantie für mindestens 20 Jahre gegeben werden könne. Viele kleine Handwerksbetriebe, die sich auf die Installation spezialisiert hätten, müssten bereits Mitarbeiter entlassen. Selbst beim Weltmarktführer für Solar-Wechselrichter sma seien bereits mehr als 1000 Arbeitsplätze abgebaut worden.  Eine Zukunftsindustrie werde durch dieses „verkorkste“ Gesetz in Deutschland ruiniert.

Die vielfältigen Vernetzungen der MiEG und der regionale Erfahrungsaustausch unterschiedlichster Akteure überzeugte auch die EES-Vorsitzende Dr. Jutta Kneißel. Ihr Vorstand habe deshalb beschlossen, der MiGE beizutreten. Das Konzept passe gut zur Grundidee des EES für die erneuerbaren Energien zu werben und damit einen Beitrag für eine klimafreundliche Energiepolitik zu leisten.