Energiewende von unten – Zu 100 Prozent unabhängig mit erneuerbaren Energien (2015)

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EES-Vorsitzende Dr. Jutta Kneißel mit den Geschäftsführern von TK Solar & Wärme Andreas Weber (links) und Thomas Kunze

Viele Menschen sind inzwischen durch das Hin und Her in der Energiewende verunsichert. „Wir sollten deshalb nicht auf die Politiker warten, sondern die Energiewende selbst in die Hand nehmen“, meinte der Diplom-Wirtschafts-Ingenieur Thomas Kunze. Der Gründer und Geschäftsführer der Firma TK Solar & Wärme GmbH weiß wovon er spricht. Seit 20 Jahren installiert der ingenieur- und meistergeführte Fachbetrieb aus Ilbenstadt in der Wetterau Holzpelletheizungen, Photovoltaikanlagen und solarthermische Anlagen. Der Verein Erneuerbare Energien für Schotten (EES) hatte ihn eingeladen, um herauszufinden, ob sich eine Investition in erneuerbare Energien heute noch lohnt.

Zunächst verwies Kunze auf das „kurze Leben der nichterneuerbaren Energien“. Im Zeitraum der letzten 1000 und zukünftigen 1000 Jahre werden es vielleicht 200 Jahre sein in denen die Menschen die fossil-atomaren Energieträger nutzen können. Die Endlichkeit dieser Ressourcen sei also vorhersehbar. „Deshalb sollten wir das Öl verlassen, bevor es uns verlässt“. Auch werde der augenblicklich günstige Preis für Heizöl sicher bald wieder steigen. Für die erneuerbaren Energien sprächen ökologische Gründe. Weite Landstriche würden beispielsweise durch den Abbau der Braunkohle zerstört. Das Gebiet von Garzweiler 2 sei größer als Berlin. Hinzu kämen die hohen CO2-Emissionen durch die Verstromung dieses größten deutschen Energielieferanten. Die globale Temperatur und die CO2-Konzentration stiegen im gleichen Verhältnis an. Sehen müsse man zugleich die ökonomischen Gründe. In der Öffentlichkeit würden immer wieder die hohen Subventionen für die erneuerbaren Energien beklagt. Verschwiegen werde dabei, dass zwei Drittel der EEG-Umlage von gegenwärtig 6 Cent pro Kilowattstunde auf Ausnahmetatbestände zurückgehen nach denen 6.000 Firmen in Deutschland davon befreit seien. Dafür müssten die normalen Stromkunden aufkommen. In den letzten dreißig Jahren betrugen die staatlichen Subventionen für die Atomenergie, Stein- und Braunkohle 430 Milliarden Euro, die für die erneuerbaren Energien dagegen nur 54 Milliarden Euro.

Diese Fakten seien natürlich den für die Energiepolitik verantwortlichen Politikern bekannt. In ihren Sonntagsreden würden sie auch für die Energiewende werben. Tausende von Lobbyisten in Brüssel und Berlin und die noch immer großen Energiekonzerne bremsten sie jedoch aus. Von diesen Akteuren müssten sich die Bürger befreien, indem sie die Energiewende von unten vorantrieben, so Kunze. So sei für den einzelnen Hausbesitzer ein Versorgungsgrad bis zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu erreichen, der bezahlbar bleibe. Mit einer Modellrechnung zeigte er, dass sich eine Photovoltaik-Anlage bei einer Einspeisevergütung von 12 Cent pro Kilowattstunde, garantiert auf 20 Jahre mit einem Eigenverbrauch von einem Drittel des selbst erzeugten Stroms rechne. Der Eigenverbrauch ließe sich durch einen eigenen Stromspeicher weiter steigern. Sie würden bereits heute gefördert. Er erwarte bei diesen Speichern einen massiven Preisverfall in den nächsten Jahren, vergleichbar der bisherigen Entwicklung bei den Paneelen für die Photovoltaik. Deshalb solle man mit dieser Investition noch ein paar Jahre warten und dann nachrüsten. An einem Musterhaus zeigte der Diplom-Wirtschafts-Ingenieur wie sich CO2-Verbrauch und Brennstoffkosten mit einem Holzpellet-Heizkessel und Kombipufferspeicher von Anfang an um 50 Prozent reduzieren lassen. Ergänze man dieses System um Sonnenkollektoren zur sommerlichen Warmwasseraufbereitung und winterlichen Heizungsunterstützung ließe sich der Energieverbrauch noch einmal um bis zu 25 Prozent senken. Weitere Optionen seien eine wasserführende Scheitholzfeuerungs-Anlage oder ein Stirlingmotor, der durch die Holzpelletwärme angetrieben wird. Als eigenes Kraftwerk erzeuge er auch dann Strom, wenn die Sonne wie im Winter nicht so oft scheint.

Für Thomas Kunze kann jeder Eigenheimbesitzer mit einer intelligenten Vernetzung von Sonnenenergie und Biomasse in einem überschaubaren Zeitraum bei angemessenen Kosten energieautark werden. Dass dies keine Zukunftsvision bleiben muss, zeigten die vielen praktischen Nachfragen der Zuhörer von denen einige am liebsten bei sich sofort mit der Umsetzung beginnen würden. Die Vorsitzende des EES Dr. Jutta Kneißel verwies auf die bereits in anderen Veranstaltungen diskutierten zusätzlichen Einsparpotenziale durch die Reduzierung von Wärmeverlusten mittels geeigneter Dämmmaßnahmen. Sie würden in einer aufeinander abgestimmten Lösung mit der eigenen Energieerzeugung Kosten und Ertrag optimieren.