Energie dort erzeugen, wo sie gebraucht wird – ein hessischer Kleinwindkraft-Pionier (2016)

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Landwirt Hans-Dieter Stein mit der Besuchergruppe – im Hintergrund die Kleinwindkraft-Anlage

Der Landwirt Hans-Dieter Stein aus Feldatal deckt ein Drittel seines Strombedarfs mit einer Kleinwindkraft-Anlage. Dadurch spart er die Hälfte seiner Stromkosten. Das hilft ihm den aktuellen Preisverfall für die auf seinem Hof erzeugte Milch aufzufangen. Mitglieder und Interessierte des Vereins Erneuerbare Energien für Schotten (EES) informierten sich bei ihm vor Ort über die Investitionskosten, die Wirtschaftlichkeit und die Bauvorschriften. Sie wollten wissen ob sich vielleicht Nachbarn durch Windgeräusche oder dem Anblick der Anlage belästigt fühlen.

Landwirt Stein verbraucht auf seinem Hof jährlich 35.000 KW-Stunden Strom mit einer Grundlast von 10.000 KW-Stunden. Die Grundlast ist eine wichtige Bezugsgröße für eine Kleinwindkraft-Anlage, weil diese sich nur bei einem relativ hohen Eigenverbrauch rechnet. Der selbst erzeugte direkt in das eigene Hausnetz eingespeiste Strom wird gegen den jeweils aktuellen Strompreis gerechnet und kann deshalb als Vergütung angesehen werden. Der nicht verbrauchte Strom wird in das Netz eingespeist und nur mit etwa einem Drittel des Strompreises bezahlt. Wenn die Speicher voraussichtlich in den nächsten Jahren billiger und effizienter werden, würde sich die Ertragssituation weiter verbessern. Für ein solches Selbstversorgungssystem ist die Anlage vorbereitet.

Die Kleinwindkraft-Anlage von Landwirt Hans-Dieter Stein

Landwirt Stein spart bereits heute ca. 500 Euro pro Monat. Seine 60.000 Euro teure Anlage wird sich in acht bis zehn Jahren amortisiert haben, bestätigt er nach seinen Erfahrungen mit dem bisherigen dreijährigen Betrieb. Die selbst erzeugte Energie – zusätzlich noch mit einer Photovoltaik-Anlage – sei für ihn außerdem eine Altersvorsorge.

Das Bundes-Imissions-Schutzgesetz privilegiert landwirtschaftliche Betriebe. Sofern die Kleinwindkraft-Anlage einschließlich Rotorhöhe unter 50 Metern bleibt, ist kein besonderes Genehmigungsverfahren notwendig. Die Anlage von Klein hat eine Gesamthöhe von 30 Metern mit einer Leistung von 10 KW. Der getriebelose Generator mit einem Minimum an beweglichen Teilen hat eine hohe Leistungsdichte und ist wartungsarm. Der Hersteller übernahm die Planung des Projektes und die Bauantragsstellung. Eine Fernüberwachung und der jährliche Service mit vorbeugender Instandhaltung garantiere eine hohe Verfügbarkeit. Die Technologie sei mit der von Großwindkraft-Anlagen vergleichbar.

Windkraftgegner argumentieren häufig, Windkraft-Anlagen würden zu viel Lärm erzeugen und das Landschaftsbild verschandeln. Das könne er nicht bestätigen, so der Landwirt. Seine Kleinwindkraft-Anlage stehe etwa 50 Meter vom Wohnhaus und den Stallungen entfernt und hätte ihn noch nie gestört. Nach Angaben des Herstellers lägen die Geräuschemissionen selbst bei einer Entfernung von 10 Metern bei maximal 55 Dezibel. Das entspreche dem Geräusch eines Kühlschranks. Und auch die Besucher konnten das 30 Meter höher drehende Windrad nur optisch aber nicht akustisch wahrnehmen. Seine Nachbarn hätten sich bei ihm bisher nicht über die Anlage beklagt. Sie seien eher positiv interessiert gewesen, erklärte der Landwirt. Wenn er heute vor der gleichen Entscheidung stünde, würde er die größere 30 KW-Anlage vorziehen. Dann wäre er nicht nur Pionier sondern auch autark.

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