Ökologisch dämmen mit Naturfasern – Schutz gegen Wärmeverluste, vor sommerlicher Hitze, vor Lärm, vermeidet Schimmel (2014)

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REeferentin Dipl. Ing. Eva Riks mit einem Naturfaser-Werkstoff

Alle reden von steigenden Strompreisen. Aber was ist mit der Wärmeenergie? Deren Kosten haben sich in den letzten 25 Jahren verdreifacht. Allein die Raumwärme macht 75 Prozent der Energiekosten privater Haushalte aus. Das größte Einsparpotenzial besteht bei Wohngebäuden, die vor 1982 errichtet wurden. Der Energieverbrauch ist hier dreimal höher als bei einem Neubau. Das haben viele Hausbesitzer inzwischen erkannt. Sie wollen ihre Häuser dämmen, um sie vor Wärmeverlusten zu schützen. Die Diplom-Ingenieurin Eva Riks vom Kompetenzzentrum HessenRohstoffe (HeRo) e.V. (einer gemeinnützigen staatlich geförderten Einrichtung) erläuterte auf Einladung des Vereins Erneuerbare Energien für Schotten (EES), wie solche Modernisierungsmaßnahmen am besten geplant und umgesetzt werden können. Dass hier großes Interesse besteht zeigten die vielen Besucher der Veranstaltung.

Wichtig sei ein energetisches und bautechnisches Gesamtkonzept, so die Expertin. Was will und was kann ich bei meiner Immobilie erreichen? Welche Materialien sind dafür geeignet? Gibt es gesetzliche oder bautechnische Vorgaben? Müssen noch Schäden oder Fehlsanierungen beseitigt werden? Welches Finanzvolumen steht mir zur Verfügung? Welche Maßnahmen werden gefördert? Die energetische Modernisierung sollte mit ohnehin fälligen Maßnahmen wie zum Beispiel Dachausbau, neuer Dachdeckung, Heizung, mit Fassadenarbeiten, Fenstertausch, Umbau von Wohnräumen oder barrierefreiem Umbau gekoppelt werden. Erste Priorität habe die Dämmung von Dächern, Geschoss- und Zwischendecken und Keller, dann folgen Fenster und Türen, Außen- und Innendämmung sowie der Heizungsanlage. Grundsätzlich sollte vorab ein Gebäude-Energieberater hinzugezogen werden. Dafür gebe es eine Förderung. Das gilt auch für Fachplaner, Sachverständige oder eine Baubegleitung. Wenn die Baumaßnahmen von Fachfirmen durchgeführt werden, ist dies ebenfalls förderfähig.

Entscheidend sei schließlich die Wahl der geeigneten Dämmmaterialien, so Eva Riks. Hier sollten die Bauherren nicht nur die Preise sondern die Qualitäten vergleichen. Naturdämmstoffe seien nachhaltig und konventionellen Dämmstoffen eindeutig überlegen. Sie würden im regionalen oder europäischen Umfeld wachsen, seien länger haltbar und giftstoffarm. Sie könnten recycelt werden. Konventionelle Dämmstoffe aus Schaumkunststoff können sich oberhalb von 60 Grad Celsius verformen. Diese Temperatur würde bereits bei Sonneneinstrahlung auf dunkler Farbe erreicht. Im Brandfall schmelzen diese Materialien, erzeugten dabei teilweise sehr giftige Dämpfe und könnten als Brandbeschleuniger wirken. Naturfaserstoffe könnten im Brandfalle anders als Kunstschäumen gelöscht werden. Sie ließen sich gift- und rückstandsfrei verbrennen, recyceln oder kompostieren. Konventionelle Dämmstoffe müssten dagegen später als Sondermüll entsorgt werden.

Über die Nachhaltigkeit hinaus verfügen Naturdämmstoffe über hervorragende Gebrauchswerteigenschaften. Ihre Faserstruktur ermögliche ein sehr gutes Feuchtigkeitsmanagement. Feuchtigkeit könne nach außen diffundieren und sporadische Feuchteereignisse gepuffert werden. Fast alle Naturfaserdämmstoffe wie Holzfasern, Zellulosefasern, Hanf, Flachs, Wiesengras oder Schilf würden aufgrund ihrer hohen Wärmespeicherkapazität das Raumklima angenehm regulieren. Im Sommer wirke das als Hitzeschutz und im Winter führten die warmen Innenraumoberflächen zu geringerem Heizbedarf. Sie seien auch ein wirksamer Schutz gegen Algenansätze an Fassaden. Ein weiterer Vorteil sei der Schutz gegen Lärm wie Luft-, Körper- oder Trittschall.

Diplom-Ingenieurin Eva Riks hatte „zum Anfassen“ ein ganzes Arsenal von Naturdämmstoffen mitgebracht und erläuterte deren Vor- und Nachteile. Sie informierte über Möglichkeiten der Außendämmung als Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) oder die Kombinationen von Einblas-Zellulose mit Holzfaserplatten und gab Hinweise für die Wärmedämmung bei Fachwerkbauten und was wegen des Denkmalschutzes gegebenenfalls zu beachten sei. „Im Material bleiben“ sei dabei ein Grundprinzip. Für Gebäude, deren Fassadengestaltung erhalten werden soll, biete sich eine Innendämmung (6 bis 8 Zentimeter) mit Naturfasermaterialien an, so die Expertin. Aber gerade dann müssten die Materialien diffusionsoffen sein. Bei größeren Dämmdicken und komplizierten Bauten sei eine Taupunktberechnung dringend zu empfehlen.

Seien Naturfaserdämmstoffe ein kostspieliger Luxus wurde gefragt. Konventionelle Dämmstoffe seien zwar aufgrund ihrer hohen Produktionszahlen preiswerter. Hauptkostenfaktoren bei der Gebäudedämmung seien jedoch die Arbeitslöhne, die Baustelleneinrichtung, der Putz und bauliche Zusatzmaßnahmen wie zum Beispiel die Erweiterung des Dachüberstandes. Längerfristig würden sich Naturdämmstoffe auf jeden Fall rechnen abgesehen von der besseren Wohlfühlqualität und der nachhaltigeren Werterhaltung des so gedämmten Gebäudes.

Diese Veranstaltung habe gezeigt, wie wichtig eine fachkundige Beratung bei der Planung energetischer Modernisierungsmaßnahmen sei, um eine optimale Lösung für die eigene Immobilie zu entwickeln, so die Vorsitzende des EES Dr. Jutta Kneißel. Das gelte auch für die Inanspruchnahme von Fördergeldern.

Weitere Hinweise finden sich unter www.hero-hessen.de