„Futter“ für seine Biogasanlage bezieht Energiewirt Andreas Feick vom Simmenhof in Lauterbach-Maar aus zwei Quellen. Täglich befüllt er den „Vielfraß“ – eine Anlage für die Fermenterbeschickung – mit einer Silage aus nachwachsenden Rohstoffen wie Getreide, Mais oder Gras. Die zweite Nahrungsquelle sind die Gülle und der Mist. In dem Fermenter verflüssigen Bakterien diese „Nahrung“ und produzieren dabei Methan. Mit diesem geruchlosen Gas betreibt der Energiewirt ein Blockheizkraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 250 Kilowattstunden. Da die Anlage kontinuierlich Tag und Nacht läuft, werden damit pro Jahr mehr als 2 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt und in das Stromnetz eingespeist.

Energiewirt Andreas Feick erklärt seine Biogas-Anlage

Biogas hatte 2010 bereits einen Anteil von 12,9 Prozent an der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, mit steigender Tendenz. Der Vogelsberg hat hier noch erhebliches Ausbaupotenzial. Grund genug für den Verein Erneuerbare Energien für Schotten (EES), um eine Biogasanlage im Betrieb zu besichtigen. Mit dabei waren auch Nachbarn aus Maar, die die Anlage ebenfalls kennenlernen wollten.

2004 hatte der Vater von Andreas Feick eine moderne Stallung für 120 Milchkühe außerhalb von Maar gebaut. Die Milchproduktion wurde aber durch den Verfall des Milchpreises immer unattraktiver. So entschloss sich der jetzt 28-jährige Feick auf die Biogasproduktion umzusatteln. Das erforderte ein erhebliches Investitionsvolumen von ca. 1 Million Euro. Mit Unterstützung des Maschinenrings Kassel kalkulierte der zukünftige Energiewirt die Größe der Anlage, Entwicklungstendenzen auf dem Markt für nachwachsende Rohstoffe, den Verrechnungspreis für Mist und Gülle aus dem Milchbetrieb des Vaters, öffentliche Zuschüsse und rechnete sie gegen die garantierte Einspeisevergütung. Und siehe da, unter dem Strich würde es langen, um sich und seine Familie mit drei Kindern zukünftig zu ernähren.

Die Produzenten
Demo vor dem Frankfurter Römer Foto: Wack
Demo vor dem Frankfurter Römer Foto: Wack

„Weiter so nicht mehr möglich“

SCHOTTEN/FRANKFURT – (sw). Der Konflikt hat eine lange Geschichte: Die Versorgung des Ballungsraums Rhein-Main mit Trinkwasser geht zu Lasten von Natur und Umwelt in ländlichen Fördergebieten von Vogelsberg, dem hessischen Ried und dem Burgwald.

Am Vorabend des Tags des Wassers hatte die Schutzgemeinschaft Vogelsberg (SGV) gemeinsam mit den Naturfreunden Hessen, der Aktionsgemeinschaft „Rettet den Burgwald“, der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und sieben Kommunen aus dem Vogelsberg nach Frankfurt geladen. Veranstaltungsort war der große Saal des DGB-Hauses, der mit rund 150 Besuchern, darunter etwa 60 aus Schotten, Nidda und dem Vogelsberg, zu etwa zwei Dritteln gefüllt war.

Im Mittelpunkt stand eine Podiumsdiskussion unter der Moderation von Klaus Pradella (HR) zum Thema „Klimawandel – Zukunftsfähigkeit erfordert politischen Mut“. Die SGV unter der Vorsitzenden Cecile Hahn hatte Thesen verfasst, die Schauspieler Edgar M. Böhlke verlas. Darin stellt die Schutzgemeinschaft für Stadt und Land eine gemeinsame Interessenlage fest: einen intakten Naturraum und eine stabile Wasserversorgung zu erhalten, auch bei künftig zu erwartenden extremen Wetterlagen. Wobei der Schutz des Grundwassers Vorrang vor dem Export ins Rhein-Main-Gebiet haben müsse. Eine Absage erteilt die SGV an profitorientierte private Wasserwirtschaftsunternehmen. „Die Wasserversorgung ist wichtiger Teil der gesellschaftlichen Daseinsvorsorge und liegt in der politischen Verantwortung von Land und Kommunen.“ Die Versorgung Frankfurts aus eigenen Wasserressourcen müsse Vorrang vor dem Bezug von Fernwasser haben. Neubauten sind mit einem doppelten Leitungsnetz für Trinkwasser und Brauchwasser auszustatten, fordert die SGV. Weiterhin sollten ein sparsamer Verbrauch und ein möglichst verlustfreier Wassertransport angestrebt werden. Schließlich setzt sich die SGV für kostendeckende Wassergebühren in Ballungszentren ein.

Frankfurts Umweltdezernentin Rosemarie Heilig betonte, alle Städte würden derzeit wachsen und brauchten mehr Wasser. Sie plädierte für eine „ökologische Wassernutzung“, um das Umland zu schonen. Ebenso stellte sie mehr Förderung aus eigenen Brunnen in Aussicht. Es gäbe bereits eine Magistratsvorlage, mit der Auflage, bei Neubauten eine zweite Wasserleitung einzurichten. Auch Wassersparen sei ein Thema. Schottens Bürgermeisterin Susanne Schaab machte deutlich, dass ein höherer Wasserverbrauch des Ballungsraums mehr Schäden in den Fördergebieten verursache. Außerdem habe ihre Kommune die Verantwortung für das flächendeckende Wasserschutzgebiet, was hohe Kosten verursache. „Wir betreiben Daseinsvorsorge für das Rhein-Main-Gebiet.“ Diese Kosten könnten von den Bürgern nicht mehr getragen werden. Außerdem kritisierte sie das Geschäftsgebaren privater Wasserunternehmen. „Dort sind Kostenkalkulationen Geschäftsgeheimnis.“ Lautertals Rathauschef Heiko Stock, er ist stellvertretender SGV-Vorsitzender, machte auf die großen Probleme seiner Gemeinde aufmerksam, um die Wasserversorgung aufrecht zu erhalten. „Die Wasserspiegel sinken immer weiter. Der Aufwand für die Wassergewinnung wird immer größer. Es besteht die reelle Gefahr, dass die Bevölkerung in bestimmten Zeiten ohne Wasser auskommen muss.“

Die Staatssekretärin im Umweltministerium, Dr. Beatrix Tappeser, bezeichnete die Wasserversorgung als ein Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge, die nicht privatisiert werden sollte. Sie verwies auf den im vergangenen Jahr begonnenen Leitbildprozess, bei dem alle Beteiligten an einem Tisch säßen. „Im Mittelpunkt steht der Ausgleich zwischen Wasserversorgung und Schutz der Natur. Das neue Leitbild soll Wege aufzeigen, um eine gute Wasserversorgung auch bei Extremwetterlagen aufrecht zu erhalten. Dabei müsse Rücksicht auf die Naturräume genommen werden. „Ein ,Weiter so‘, wie bisher, ist angesichts des Klimawandels nicht mehr möglich.“ Umweltdezernentin Heilig räumte ein, dass in Frankfurt der Schutz von Brunnen zuweilen hinter wirtschaftlichen Interessen, zum Beispiel bei Baumaßnahmen, zurückstehe. Die Mainmetropole versorge sich derzeit nur zu etwa 20 Prozent aus eigenen Wasserressourcen. Thema war auch ein finanzieller Ausgleich zwischen Stadt und Land. Hans-Otto Wack, wissenschaftlicher Berater der SGV, verwies auf die Grundwasserabgabe zu Beginn der 1990er Jahre. „Das war ein erfolgreiches Instrument, wurde aber wieder abgeschafft.“ Tappeser teilte mit, im Rahmen des Leitbildprozesses gebe es Überlegungen, als Ausgleich für die ländlichen Regionen eine Wasserentnahmegebühr einzuführen.

Zum Auftakt hatten die Organisatoren ein Kulturprogramm arrangiert. Edgar M. Böhlke rezitierte aus den „Vogelsberger Wassernachrichten“ die Geschichte der Wasserversorgung und des -exports. Die Gedern-Hirzenhainer Mundartgruppe „Kreuz und Quer“ hatte zu ihren musikalischen Beiträgen eigene „Wassertexte“ verfasst. Karin und Wolfgang Eckhardt zeichneten in Vogelsberger Platt den früheren Protest gegen den Wasserraubbau nach.

Quelle: Kreis-Anzeiger vom 23.03.2018

Demo vor dem Frankfurter Römer Foto: Wack
Demo vor dem Frankfurter Römer Foto: Wack

„Weiter so nicht mehr möglich“

SCHOTTEN/FRANKFURT – (sw). Der Konflikt hat eine lange Geschichte: Die Versorgung des Ballungsraums Rhein-Main mit Trinkwasser geht zu Lasten von Natur und Umwelt in ländlichen Fördergebieten von Vogelsberg, dem hessischen Ried und dem Burgwald.

Am Vorabend des Tags des Wassers hatte die Schutzgemeinschaft Vogelsberg (SGV) gemeinsam mit den Naturfreunden Hessen, der Aktionsgemeinschaft „Rettet den Burgwald“, der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und sieben Kommunen aus dem Vogelsberg nach Frankfurt geladen. Veranstaltungsort war der große Saal des DGB-Hauses, der mit rund 150 Besuchern, darunter etwa 60 aus Schotten, Nidda und dem Vogelsberg, zu etwa zwei Dritteln gefüllt war.

Im Mittelpunkt stand eine Podiumsdiskussion unter der Moderation von Klaus Pradella (HR) zum Thema „Klimawandel – Zukunftsfähigkeit erfordert politischen Mut“. Die SGV unter der Vorsitzenden Cecile Hahn hatte Thesen verfasst, die Schauspieler Edgar M. Böhlke verlas. Darin stellt die Schutzgemeinschaft für Stadt und Land eine gemeinsame Interessenlage fest: einen intakten Naturraum und eine stabile Wasserversorgung zu erhalten, auch bei künftig zu erwartenden extremen Wetterlagen. Wobei der Schutz des Grundwassers Vorrang vor dem Export ins Rhein-Main-Gebiet haben müsse. Eine Absage erteilt die SGV an profitorientierte private Wasserwirtschaftsunternehmen. „Die Wasserversorgung ist wichtiger Teil der gesellschaftlichen Daseinsvorsorge und liegt in der politischen Verantwortung von Land und Kommunen.“ Die Versorgung Frankfurts aus eigenen Wasserressourcen müsse Vorrang vor dem Bezug von Fernwasser haben. Neubauten sind mit einem doppelten Leitungsnetz für Trinkwasser und Brauchwasser auszustatten, fordert die SGV. Weiterhin sollten ein sparsamer Verbrauch und ein möglichst verlustfreier Wassertransport angestrebt werden. Schließlich setzt sich die SGV für kostendeckende Wassergebühren in Ballungszentren ein.

Frankfurts Umweltdezernentin Rosemarie Heilig betonte, alle Städte würden derzeit wachsen und brauchten mehr Wasser. Sie plädierte für eine „ökologische Wassernutzung“, um das Umland zu schonen. Ebenso stellte sie mehr Förderung aus eigenen Brunnen in Aussicht. Es gäbe bereits eine Magistratsvorlage, mit der Auflage, bei Neubauten eine zweite Wasserleitung einzurichten. Auch Wassersparen sei ein Thema. Schottens Bürgermeisterin Susanne Schaab machte deutlich, dass ein höherer Wasserverbrauch des Ballungsraums mehr Schäden in den Fördergebieten verursache. Außerdem habe ihre Kommune die Verantwortung für das flächendeckende Wasserschutzgebiet, was hohe Kosten verursache. „Wir betreiben Daseinsvorsorge für das Rhein-Main-Gebiet.“ Diese Kosten könnten von den Bürgern nicht mehr getragen werden. Außerdem kritisierte sie das Geschäftsgebaren privater Wasserunternehmen. „Dort sind Kostenkalkulationen Geschäftsgeheimnis.“ Lautertals Rathauschef Heiko Stock, er ist stellvertretender SGV-Vorsitzender, machte auf die großen Probleme seiner Gemeinde aufmerksam, um die Wasserversorgung aufrecht zu erhalten. „Die Wasserspiegel sinken immer weiter. Der Aufwand für die Wassergewinnung wird immer größer. Es besteht die reelle Gefahr, dass die Bevölkerung in bestimmten Zeiten ohne Wasser auskommen muss.“

Die Staatssekretärin im Umweltministerium, Dr. Beatrix Tappeser, bezeichnete die Wasserversorgung als ein Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge, die nicht privatisiert werden sollte. Sie verwies auf den im vergangenen Jahr begonnenen Leitbildprozess, bei dem alle Beteiligten an einem Tisch säßen. „Im Mittelpunkt steht der Ausgleich zwischen Wasserversorgung und Schutz der Natur. Das neue Leitbild soll Wege aufzeigen, um eine gute Wasserversorgung auch bei Extremwetterlagen aufrecht zu erhalten. Dabei müsse Rücksicht auf die Naturräume genommen werden. „Ein ,Weiter so‘, wie bisher, ist angesichts des Klimawandels nicht mehr möglich.“ Umweltdezernentin Heilig räumte ein, dass in Frankfurt der Schutz von Brunnen zuweilen hinter wirtschaftlichen Interessen, zum Beispiel bei Baumaßnahmen, zurückstehe. Die Mainmetropole versorge sich derzeit nur zu etwa 20 Prozent aus eigenen Wasserressourcen. Thema war auch ein finanzieller Ausgleich zwischen Stadt und Land. Hans-Otto Wack, wissenschaftlicher Berater der SGV, verwies auf die Grundwasserabgabe zu Beginn der 1990er Jahre. „Das war ein erfolgreiches Instrument, wurde aber wieder abgeschafft.“ Tappeser teilte mit, im Rahmen des Leitbildprozesses gebe es Überlegungen, als Ausgleich für die ländlichen Regionen eine Wasserentnahmegebühr einzuführen.

Zum Auftakt hatten die Organisatoren ein Kulturprogramm arrangiert. Edgar M. Böhlke rezitierte aus den „Vogelsberger Wassernachrichten“ die Geschichte der Wasserversorgung und des -exports. Die Gedern-Hirzenhainer Mundartgruppe „Kreuz und Quer“ hatte zu ihren musikalischen Beiträgen eigene „Wassertexte“ verfasst. Karin und Wolfgang Eckhardt zeichneten in Vogelsberger Platt den früheren Protest gegen den Wasserraubbau nach.

Quelle: Kreis-Anzeiger vom 23.03.2018

Biogas hatte 2010 bereits einen Anteil von 12,9 Prozent an der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, mit steigender Tendenz. Der Vogelsberg hat hier noch erhebliches Ausbaupotenzial. Grund genug für den Verein Erneuerbare Energien für Schotten (EES), um eine Biogasanlage im Betrieb zu besichtigen. Mit dabei waren auch Nachbarn aus Maar, die die Anlage ebenfalls kennenlernen wollten.

2004 hatte der Vater von Andreas Feick eine moderne Stallung für 120 Milchkühe außerhalb von Maar gebaut. Die Milchproduktion wurde aber durch den Verfall des Milchpreises immer unattraktiver. So entschloss sich der jetzt 28-jährige Feick auf die Biogasproduktion umzusatteln. Das erforderte ein erhebliches Investitionsvolumen von ca. 1 Million Euro. Mit Unterstützung des Maschinenrings Kassel kalkulierte der zukünftige Energiewirt die Größe der Anlage, Entwicklungstendenzen auf dem Markt für nachwachsende Rohstoffe, den Verrechnungspreis für Mist und Gülle aus dem Milchbetrieb des Vaters, öffentliche Zuschüsse und rechnete sie gegen die garantierte Einspeisevergütung. Und siehe da, unter dem Strich würde es langen, um sich und seine Familie mit drei Kindern zukünftig zu ernähren.

Die Produzenten